Bei der tiefen Venenthrombose kommt es zur Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus), meist in einer Beinvene. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, eine tiefe Venenthrombose zu entwickeln. Insgesamt liegt die Häufigkeit bei circa einer Thrombose pro tausend Einwohner. Zugrunde liegt eine Irritation des Gerinnungssystems mit einer überschießenden Gerinnungsreaktion. Eine tiefe Beinvenenthrombose ist eine potenziell sehr gefährliche Erkrankung, da sie zu einer gelegentlich tödlich verlaufenden Lungenembolie führen kann. Aus diesem Grund muss eine TVT immer umgehend behandelt werden. Dank der modernen Diagnostik und moderner Behandlungsmöglichkeiten gelingt es meist, eine Thrombose zu beseitigen.
Klassische Risikofaktoren für die Entstehung einer TVT sind eine lange Flugreise mit wenig Bewegung (»Economy Class Syndrome«), ein chirurgischer Eingriff ohne Maßnahmen zur Vorbeugung von Blutgerinnseln (Thromboseprophylaxe) oder eine Bewegungseinschränkung anderer Ursache (zum Beispiel ein eingegipstes Bein). Entsteht die TVT aus heiterem Himmel, ohne dass ein klassischer Risikofaktor gefunden wird, kann die Ursache eine bisher nicht entdeckte Tumorerkrankung sein. In diesem Fall erfolgt in unserer Praxis ein Check-up zum Ausschluss einer Tumorerkrankung.
Ziehen, Schmerzen, Schwellung, Rötung und Überwärmung in einem Bein. Im Fall einer zusätzlichen Lungenembolie gegebenenfalls Herzrasen, Luftnot, Brustschmerzen und Kreislaufkollaps. Diese Symptome schließen jedoch andere Erkrankungen keinesfalls aus.
Um die Wahrscheinlichkeit für eine tiefe Beinvenenthrombose zu ermitteln, verwenden wir einen Fragebogen (»Wells-Score« TVT). Wenn die Patientin/der Patient milde Symptome zeigt, kann ein Bluttest das Vorliegen einer TVT ausschließen. Dieser Bluttest misst die Konzentration der Abbauprodukte des Gerinnsels, der sogenannten D-Dimere. Die tiefe Beinvenenthrombose können wir sehr gut mit der Kompressionssonographie, einer speziellen Ultraschalluntersuchung der Beinvenen, nachweisen. Diese ultraschallbasierte Diagnostik ist heute die Diagnostik der ersten Wahl, wenn es um die Suche nach einer tiefen Venenthrombose geht.
Ziel der Behandlung ist es, das Blutgerinnsel aufzulösen. Hierfür geben wir zunächst ein Medikament, das das Gerinnselwachstum bremst und Ihrem Körper Zeit gibt, den Thrombus abzubauen. Wir können unter verschiedenen Gerinnungshemmern wie Heparin, Vitamin-K-Antagonisten und neuen oralen Antikoagulantien (NOAK) auswählen, die für Ihre Therapie optimal geeignet sind. Neben der medikamentösen Therapie wird die Beinschwellung mit einem Kompressionsverband behandelt. Nach Abschwellen des Beins werden Kompressionsstrümpfe verordnet.
Sie werden die gerinnungshemmende Therapie über mehrere Monate hinweg weitererhalten. Die Dauer hängt von der Ausdehnung Ihrer tiefen Beinvenenthrombose und dem Erfolg der Auflösung des Gerinnsels ab, liegt aber nach einer TVT bei wenigstens 3 Monaten. Ziel ist, ein Wiederkehren einer Beinvenenthrombose sicher zu verhindern. Die Intervalle zur Kontrolle der blutverdünnenden Therapie und der Kompressionstherapie werden individuell mit Ihnen vereinbart. Ohne Kompressionstherapie kommt es nach tiefer Oberschenkelvenenthrombose innerhalb einiger Jahre bei bis zu 50 Prozent der Patientinnen und Patienten zu einem postthrombotischen Syndrom.
Sind Sie mit milden Beschwerden in unsere Praxis gekommen, können Sie, nachdem Sie mit Blutverdünnung und Kompressionsstrumpf eingestellt wurden, nach wenigen Tagen wieder arbeiten.
Hat man einmal eine TVT gehabt, besteht ein erhöhtes Risiko für eine erneute TVT. Lag ein klassischer Risikofaktor vor (siehe oben), ist bei erneuter Risikosituation eine Vorsorge (Thromboseprophylaxe) nötig. Konnte kein Risikofaktor gefunden werden, muss über eine dauerhafte Blutverdünnung nachgedacht werden.