Bei venengesunden Menschen wird das venöse Blut in den oberflächlichen Beinvenen über die Verbindungsvenen (Perforansvenen) in das tiefe Beinvenensystem und schlussendlich zum Herzen transportiert. Ein Rückfluss von den tiefen Venen in die oberflächlichen Beinvenen wird bei ihnen durch das Verschließen der Venenklappen verhindert.
Schließen Venenklappen nicht richtig, führt das zu venösen Rückflussstörungen. Die Folgen sind Krampfaderentstehung, Beinschwellung, Veränderung der Hauttextur mit Verfärbungen und Bildung chronischer Geschwüre (»offene Beine«). Eine minimalinvasive, katheterbasierte Verödung oder Verklebung der großen Stammvenen behebt die Rückflussstörung in den oberflächlichen Krampfadern und beseitigt oder lindert die Beschwerden.
Links: Thermokatheter (Radiofrequenzkatheter) in der Krampfader.
Mitte: Die durch den Katheter abgegebene Hitze führt zu einem Schrumpfen der Krampfader.
Rechts: Rückzug des Katheters nach Verödung der Vene. Die Vene wandelt sich zu einem Bindegewebsstrang um.
Warnsignale sind die Bildung von Krampfadern, schwere und müde Beine, Hautveränderungen, Beinschmerzen, geschwollene Knöchel, Geschwüre (»offene Beine«).
Die minimalinvasive katheterbasierte Verödung/Verklebung kommt immer dann infrage, wenn eine Rückflusserkrankung im oberflächlichen Beinvenensystem vorliegt. Ob eine katheterbasierte Therapie technisch möglich ist, hängt von verschiedenen anatomischen Voraussetzungen ab, die wir in der Voruntersuchung abklären. Sollte eine minimalinvasive Krampfaderverödung aus technischen Gründen nicht möglich sein, werden wir mit Ihnen alternative Behandlungsverfahren diskutieren und bei Bedarf gemeinsam mit Ihnen planen.
Vor der Beseitigung von oberflächlichen Krampfadern muss gesichert sein, dass das tiefe Beinvenensystem offen ist und die Krampfadern nicht als Umgehungskreislauf (Kollateralkreislauf) für einen Verschluss der tiefen Beinvenen entstanden sind. Ein Verschluss der tiefen Beinvenen kann durch eine tiefe Beinvenenthrombose in der Vorgeschichte verursacht worden sein. Die Entfernung einer als Kollaterale dienenden Krampfader kann katastrophale Folgen haben (Verlust des Beins). Aus diesem Grund wird vor der Entfernung der oberflächlichen Krampfader stets eine Ultraschalluntersuchung (Kompressionssonographie) der tiefen Beinvenen durchgeführt, durch die ein Verschluss ausgeschlossen werden kann.
Im Rahmen der Erstvorstellung wird ein Antrag auf Kostenübernahme vorbereitet, den Sie bei Ihrer privaten Krankenkasse einreichen. In den allermeisten Fällen erfolgt die Kostenübernahme dann problemlos innerhalb von zwei Wochen. Anschließend wird ein Termin zur ambulanten Stammvenenverödung vereinbart.
Nach örtlicher Betäubung am Unterschenkel und leichter Sedierung (Dämmerschlaf) wird die Krampfader mit einer Nadel punktiert. Anschließend wird eine »Einführhilfe« (Interventionsschleuse) eingebracht, über die dann der Verödungskatheter in die Vene eingeführt wird. Wir verwenden in unserer Praxis zwei Kathetersysteme, einen Thermokatheter (einen Hitze abgebenden Katheter) oder einen Klebekatheter. Der Katheter wird unter Ultraschallkontrolle bis zur Einmündung der oberflächlichen Vene in das tiefe Venensystem vorgeschoben. Die Verödung oder Verklebung der oberflächlichen Stammvene erfolgt dann im Rückzugsverfahren, zurück zur Punktionsstelle.
Am Ende der Behandlung wird der Katheter mit Punktionsschleuse entfernt und nach kurzem Abdrücken mit einem Klebestreifen und Pflaster verschossen. Eine Naht ist in der Regel nicht nötig. Der Eingriff dauert 30 bis 90 Minuten. Anschließend wird das Bein mit einem Kompressionsverband gewickelt, und die Patientin/der Patient wird noch für etwa zwei Stunden beobachtet. Da der Eingriff unter leichter Sedierung erfolgt, besteht für den gesamten Behandlungstag anschließend ein Fahrverbot. Im Übrigen dürfen die Patientinnen und Patienten anschließend aufstehen und normal herumlaufen.
Links: Normaler Blutfluss in einer oberflächlichen Vene bei intakter Venenklappe.
Mitte: Pendelfluss des venösen Bluts bei nicht schließender Venenklappe im Rahmen eines Krampfaderleidens.
Rechts: Kathetereingriff: Verödung der Stammvene am Oberschenkel.
Obwohl beide Verfahren minimalinvasiv sind, konnten Vergleichsstudien zeigen, dass ein Eingriff mit Thermokatheter im Vergleich zu einem mit endovenösem 980-nm-Laser mit signifikant weniger Schmerzen, Blutergüssen und Komplikationen verbunden ist.
Bei einem chirurgischen Venenstripping werden im Verlauf der Vene Hautschnitte gesetzt, und es wird ein Instrument in die Vene eingeführt, mit dessen Hilfe die Krampfader aus dem Bein gezogen wird. Im Gegensatz zu dem von uns verwendeten Kathetersystem erfolgt die Stripping-Operation der großen Stammvenen meist unter Vollnarkose. Der chirurgische Eingriff ist mit mehr Blutergüssen (Hämatomen) und Nervenschädigungen verbunden als der minimalinvasive Eingriff mit dem Thermokatheter.
In der Regel können Sie innerhalb weniger Tage wieder Ihre normale Tätigkeit aufnehmen. Die ersten Tage nach dem Eingriff sollten Sie noch Kompressionsstrümpfe tragen. Für die ersten 3 Tage nach dem Eingriff erfolgt vorsorglich eine Blutverdünnung mittels Spritze (Thromboseprophylaxe). Eine erste Kontrolluntersuchung erfolgt nach 2 Wochen, eine weitere 6 Monate nach dem Eingriff. Treten bei Ihnen im Verlauf der Zeit von Neuem Beschwerden auf oder entstehen über die Jahre weitere Krampfadern, sollten Sie zur Abklärung erneut zu uns in die Praxis kommen.
Von einem Thermokatheter-Eingriff bei Krampfadern erholen sich die Patientinnen und Patienten schneller als von einer klassischen Venenstripping-Operation. Die genaue Dauer ist abhängig vom Umfang des Eingriffs, aber zumeist können Sie nach wenigen Tagen wieder arbeiten.
Der Eingriff erfordert keine besondere Vorbereitung. Sowohl das chirurgische Venenstripping als auch die Krampfaderverödung mittels Thermokatheter können unter Einnahme von ASS (Aspirin) durchgeführt werden. Der Einsatz eines Thermokatheters erlaubt darüber hinaus, den Eingriff ohne Aussetzen einer Marcumar-Therapie durchzuführen.
Im Gegensatz zum chirurgischen Venenstripping kommt es bei dem Thermokatheter-Verfahren seltener zu Narbenbildungen. Nur sporadisch wird von Blutergüssen (Hämatomen) sowie Komplikationen berichtet.
In Langzeitstudien wurde gezeigt, dass eine erfolgreiche Verödung der großen Stammvene in etwa 94 Prozent der Fälle gelingt. Eine chronisch verschlossene Stammvene wird zu einem Bindegewebsstrang umgewandelt und kommt nicht wieder. Wenn im Verlauf erneut Krampfadern auftreten, sind diese neu entstanden.